Literatur  

"Raum, Ort, Bewegung"
Vernissage mit Petra Fröscher-Schaupp am 04. April 2001 im FAW
"Je intensiver es mir gelingt mit, durch, in meinen Ausdrucksmitteln wach zu sein, zu entdecken, erforschen, zu staunen, mich bewegen zu lassen und zu bewegen, zu verdichten und lösen - zu gestalten, je präsenter ich bin um so erlebnisfähiger bin ich neue "Räume" zu betreten.
Wird der "Raum der Raumlosigkeit" zum Erlebnis, führt dies in eine mir bis dahin unbekannte Bewegung.
Wenn von diesem Zustand aus, wenn von dort die Form (Gestaltung) ihren Niederschlag findet, - dann erst kann man vom "Sein am Ort" sprechen."
Petra Fröscher-Schaupp
Vom Geheimnis in der Kunst
(Georges Braques, gesammelte Schriften Arche)
Das Geheimnis eines großen Gemäldes hinwegzuerklären - wenn so etwas überhaupt möglich ist - würde nichtwiedergutzumachenden Schaden anrichten, denn wer etwas erklärt oder definiert setzt die Erklärung oder Definition an die Stelle der eigentlichen Sache ... es gibt gewisse Geheimnisse, gewisse Mysterien in meinem Werk, die ich nicht einmal selbst verstehe, noch versuche ich, sie zu verstehen. Warum auch? Je mehr man fragt und untersucht, umso tiefer wird das Geheimnis: es entzieht sich immer unserem Zugriff. Geheimnisse müssen respektiert werden, wenn sie ihre Macht behalten sollen... Wenn das Mysterium fehlt, fehlt auch die Poesie, die Eigenschaft also, die ich vor allem anderen in der Kunst schätze...

- Gegenstände sind für mich nicht vorhanden, außer wenn zwischen ihnen und zwischen mir selbst eine Übereinstimmung besteht. Wenn man diese Harmonie erreicht, gelangt man zu einer gewissen geistigen Nicht-Existenz - ich kann das nur als Zustand des Friedens bezeichnen - die alles möglich und richtig werden läßt. Das Leben wird dann eine fortwährende Offenbarung. Das ist wahre Poesie. -

- Der Maler erreicht Poesie nur dann, wenn es ihm gelingt, über sein Talent hinaus vorzustoßen und sich zu überwinden. -

- Wo man ans Talent appeliert, fehlt die Glut. -

- Der Maler versucht nicht, eine Anektote nachzuschaffen, sondern eine Bildwirklichkeit aufzubauen. -

- Ich suche mich mit der Natur zu verbünden, nicht sie nachzuahmen. -

- Eine Sache entdecken, heißt, sie ins volle Licht stellen. -

- In der Kunst zählt nur eines: das, was man nicht erklären kann. -

- Die Wahrheit ist da. Man erfindet nur die Lüge. -

- Das Geheimnis leuchtet am hellen Tag, das Geheimnisvolle verschmilzt mit der Dunkelheit. -

- Eine Idee verteidigen heißt: Eine Haltung einnehmen. -

- Nicht das Ziel ist wichtig, sondern die Mittel, es zu erreichen. -

- Ziehen wir keine Schlüsse: Das Gegenwärtige, das Zufällige wird uns befreien. -

- Jedes neue Bild ist ein Glücksspiel, eine abenteuerliche Reise ins Unbekannte. Es scheint mir, daß ich mich allmählich in eine "Leinwand" hineinlese, wie eine Wahrsagerin im Kaffeesatz "liest".
Georges Braques
Als ich P.F.S.'s Bilder das erste Mal betrachtete, konnte ich ihre Liebe zur Farbe, die Liebe zu Form und Material spüren - ihre Bilder waren für mich in sich stimmig, Gesetzmäßigkeiten folgend, die ich nicht benennen, wohl aber wahrnehmen kann. Aber noch etwas wesentlicheres war für mich spürbar - von ihren Bildern geht eine Kraft aus. Eine Kraft, deren Triebfeder die unbezwingbare Leidenschaft, die allen Dingen innewohnt, die aus einem einzigen Grund entstanden sind - weil der "Schöpfer" nicht anders handeln kann. Der Künstler kann sich nicht zurücknehmen, ungeachtet der möglichen Kritik. Die Entstehung seines Kunstwerkes ist kein wankelmütiges Vielleicht sondern ein absolutes Muß.
Beim Betrachten ihrer Bilder traf mich eine Erkenntnis mitten ins Herz - ich sah nur das "Endprodukt". Der Prozess der Bildwerdung bleibt mir als Betrachter verborgen.
Nur ahnbar ist mir dieser, in der Stille stattfindende Weg des sich mit Haut und Haaren Einlassens auf die Ausdrucksmittel, das Wachwerden darin, das Verdichten der selben, bis zu diesem wunderbaren, intimen Moment, in dem ein Wiederfinden, Erkennen, sich vollzieht und die Form des Kunstwerkes bestimmt.
"Wenn die Idee landet, aufblitzt, wenn die Form den Stoff vertilgt, dann beginnt ein Bild - Bild zu werden." (Zitat P.F.S)
R. Schuster

© Petra Fröscher-Schaupp 01/2005